Mittwoch, 12. September 2012

Die erste Woche in Cochabamba



Es tut mir leid, dass ich mich jetzt länger nicht mehr gemeldet habe, aber ich musste hier erstmal richtig ankommen und mich ein bisschen einleben. Mittlerweile bin ich jetzt schon eine Woche hier und habe auch schon fünf Tage in meinem Projekt gearbeitet. Aber fangen wir von vorne an:
Letzt Woche Donnerstag bin ich, wie vorhergesagt, mit den beiden anderen gegen sechs Uhr morgens in Cochabamba am Busterminal angekommen. Da mich meine Chefin Elena aber erst gegen elf abholen konnte, habe ich die Zeit mit Leonie und ihrer „Vorfreiwilligen“ verbracht. Als ich dann abgeholt wurde, ging es direkt erstmal zu „WARMI“, weil ich ursprünglich erst nachmittags ankommen sollte und daher mein Zimmer, wo ich wohnen sollte, noch nicht fertig war. Im Projekt durfte ich mir gleich erstmal Arbeit suchen, sodass ich mich an vier bolivianische Mädels gehängt habe, die bei „WARMI“ ihr Sozialpraktikum fürs Studium machen. Nach dem Mittagessen, das bei „WARMI“ immer reichlich ist (ich komme bestimmt mit einigen Kilos mehr wieder, so wie es mir prophezeit wurde..), halfen wir dann den größeren Kindern bei den Hausaufgaben. Das heißt, ich hab es versucht, denn, wie ich schon durch meine Gastgeschwister erfahren hatte, nehmen Kinder beim Sprechen keine Rücksicht auf dich Ausländer und wenn du ihnen dann auch noch ihre Aufgaben erklären musst, wird es ganz schwierig. Danach ging es dann endlich „nach Hause“. Ich wohne in einem Zimmer im Erdgeschoss, das eigentlich ganz schön ist, wenn man von der ziemlich harten Matratze meines Bettes absieht. Es hat sogar einen Spiegel. ;)
Meine Vermieterin Daysi, die mich sehr nett aufgenommen hat, wohnt in der Wohnung über mir. Sie ist bereits an Freiwillige und Studenten gewöhnt, immerhin hat meine „Vorfreiwillige“ auch hier gewohnt und die beiden Zimmer neben mir sind ebenfalls vermietet. Ich darf die Küche in ihrer Wohnung mitbenutzen, wo ich auch jeden Tag frühstücke und zu Abend esse. Außerdem gibt es eine Waschmaschine und, mit einem kleinen monatlichen Aufpreis verbunden, sogar Internet auf dem Zimmer. Welch Luxus!
Am Freitag ging dann mein erster richtiger Arbeitstag los. Um neun Uhr hat mich meine Chefin, die eine Freundin meiner Vermieterin ist, abgeholt und wir sind zusammen mit dem Bus zum Projekt gefahren. Den Tag verbrachte ich dann mit den „pre-escolares“, also mit den Vorschülern (3-5 Jahre). Neben Spielen, Malen und Mittagsschlaf lernen die Kleinen auch schon ein paar Buchstaben. Nach der Arbeit traf ich mich dann mit Elena im Zentrum. Sie zeigte mir ein wenig die Stadt, lud mich auf einen Eiscafe ein und half mir noch ein bisschen mit dem Einkaufen, denn ich muss mir mein Frühstück und mein Abendbrot hier ja täglich selbst machen. Zum Frühstück gab es bis jetzt immer Cornflakes mit Joghurt und zum Abendbrot Brot mit viel Ketchup und Wurst bzw. Käse. Junggesellinnenhaushalt eben! ;)
Das Wochenende war ein bisschen langweilig, immerhin hatte ich hier ja noch keine Freunde. Also war ich die meiste Zeit im Internet oder versuchte die Stadt zu erkunden, wobei ich mich mehrmals (trotz Stadtplans) hoffnungslos verlief.
Seit Montag bin ich jetzt der Gruppe der ganz Kleinen (1-3 Jahre) zugeteilt. In dieser Gruppe arbeitet ebenfalls eine Freiwillige, die aber am Montag zurück nach Belgien fliegt, und deren Nachfolgerin ich sein werde, zumindest für den ersten Monat. In diesem Monat soll ich mich ein bisschen an die Arbeit in der Hauptstelle von „WARMI“ gewöhnen und danach wird geschaut, wo am meisten Hilfe benötigt wird, hier oder in der Außenstelle. Die Kleinen sind super niedlich, auch wenn ich mich wirklich noch ein bisschen an sie gewöhnen muss. Mit so kleinen Kindern habe ich nämlich noch überhaupt keine Erfahrung und die Hauptaufgaben bestehen darin, sie zu füttern, mit ihnen aufs Klo zu gehen, ihnen ihre Näschen zu putzen und dann mit ihnen Mittagsschlaf zu machen. Aber die Arbeit gefällt mir bis jetzt ganz gut. Das liegt aber wahrscheinlich auch ein bisschen an der belgischen Freiwilligen, die mich ganz gut in die Arbeit eingeführt hat und auch in unserer Freizeit mal was mit mir unternimmt. Am Wochenende sind wir mit ihren bolivianischen Freunden verabredet, sodass ich auch nach ihrer Abreise ein bisschen Anschluss habe. Das ist ganz gut, denn die ersten Tage war ich wirklich ein wenig einsam.



                                           Mein neues Zuhause



                                                    Mein Zimmer



                                                          WARMI



                                                      Der Innenhof



                                                     Meine Kleinen



                                                   Schlafenszeit



                                                       Mein Bus



       Fertig für die Parade anlässlich des Feiertages von Cochabamba (14.09.)



                                                Ich mit den Kleinen



Naja.. Bis jetzt geht es mir ziemlich gut hier und ich bin mir sicher, dass das nur noch besser wird! :)

Mittwoch, 5. September 2012

Abschied & die letzte Woche in La Paz (04.09.)


Es ist das erste Mal, dass ich mich ein bisschen traurig fühle, aber morgen heißt es für mich Kofferpacken und Abschiednehmen; von La Paz, meiner Gastfamilie, den anderen Freiwilligen und all dem mittlerweile so Vertrauten. Nicht, dass ich mich nicht auf mein Projekt, die Arbeit und die neuen Leute freuen würde, aber ich hatte hier eine wirklich schöne Zeit, die leider viel zu schnell zu Ende gegangen ist, und vor mir steht ein etwas beängstigender Neuanfang; alleine, in einer neuen Stadt, ohne die vertrauten Freunde.
Um die letzte, uns noch verbliebene Zeit zu nutzen, haben wir in den letzten Tagen noch einige schöne Dinge unternommen. Letzten Donnerstag zum Beispiel waren wir in El Alto, der direkt an La Paz angrenzenden Stadt, in der sich auch der Flughafen befindet, auf dem angeblich größten Markt Südamerikas. Dort bekommt man von Autotüren über Haustiere bis zu Kleidung und Schuhen alles. Uns Deutsche faszinierten natürlich am meisten die tiefen Preise für Markenklamotten und -schuhe, die entweder wirklich echt oder einfach nur gut gefälscht sind (so genau weiß es keiner..). Vor allem wir Mädchen ließen einiges an Geld auf dem Markt und mussten unsere Errungenschaften später natürlich in einem Cafe zurück in La Paz großflächig ausbreiten und begutachten. Am Freitagabend mussten die neuen Sachen natürlich ausgeführt und auf „Discotauglichkeit“ getestet werden. Mit gefühlten 20 Bolivianern (den Freunden eines Gastbruders) ging es also auf die Piste und es wurde auch ein wirklich schöner Abend. Um halb zwei ging es dann aber schon nach Hause, denn am nächsten Tag stand „Tiwanaku“ auf dem Programm. „Tiwanaku“ gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten der Inka in ganz Südamerika. Nachdem wir Touris den teuren „Touri-Eintrittspreis“ bezahlt hatten, machten wir uns auf den Weg über das weitläufige Gelände und sahen uns die Überreste der damaligen Kultur an. Leider konnten wir uns nach den Eintrittspreisen keinen Führer mehr leisten und hatten zudem alle unsere Reiseführer zu Hause vergessen, sodass wir bei den meisten der Steine dort raten mussten, was dieser einmal dargestellt haben sollte. Zurück in La Paz ging es für mich direkt in den Supermarkt, um die Zutaten für den nächsten Tag einzukaufen, denn ich hatte meiner Gastfamilie versprochen, etwas Typisches für meine Region zu kochen. Da Hannover oder auch Niedersachsen etwas kompliziert in Sachen „Typisches Essen“ ist, habe ich dann Frikadellen mit selbstgemachtem Kartoffelbrei und Gemüse gemacht, weil das zumindest typisch für meine Familie ist. Das Kochen hat soweit gut geklappt und die Frikadellen müssen wohl auch geschmeckt haben, immerhin hat Lea, die eigentlich Vegetarierin ist, fünf davon verdrückt. Lea ist eine Freiwillige aus Trier, die ich auch schon vom Vorbereitungsseminar kenne und die eigentlich in ein Projekt in Indien gehen sollte, das ihr aber kurzfristig abgesagt hat und jetzt ist sie seit circa einer Woche auch in meiner Gastfamilie hier in La Paz. Am Montag war dann der letzte Tag des Sprachkurses und vorhin haben wir Paula zum Flughafen gebracht, weil sie heute schon in ihr Projekt geflogen ist. So langsam merkt man, dass es aufs Ende zugeht und die Gruppe fängt an, sich aufzulösen. Und das ist schon ein bisschen traurig.



                    Pizzamachen bei mir zu Hause mit den anderen Freiwilligen



                                                    "Tiwanaku"



                                             Leonie, Paula und ich



                                             Ich vor einem "Monolito"



                    2 bolivianische Maedchen, die Souvenirs an Touristen verkaufen



                                   Wir vor dem beruehmten "Sonnentor"



                                                   Ein "Monolito"



                                         Kochen mit meiner Gastmama



                                                  Meine Frikadellen :)



                                                    Der Innenhof



                                     Das Auto von meinem Gastpapa



                        La Paz bei Nacht - Ausblick von unserer Dachterrasse



                                        Meine Gastfamilie und ich


Ich werde morgen mit zwei anderen Freiwilligen gegen 23 Uhr mit der „Flota“ (großer Nachtreisebus) aus La Paz nach Cochabamba fahren. Nach sieben Stunden werden wir dann ankommen und ich dann hoffentlich irgendwann abgeholt werden. Dann habe ich den Donnerstag zum Ausruhen und Einleben, am Freitag wird mir das Projekt gezeigt und am Montag geht’s dann los mit der Arbeit. Das nächste Mal melde ich mich dann aus Cochabamba mit ersten Einzelheiten aus dem Projekt. :)