Dienstag, 30. Oktober 2012

Das 30jährige Jubiläum von WARMI - Gran Fiesta!



Schnippelarbeit


Eine Wanne Pommes fritieren bei 30 Grad - Auch schön!

Werbung

Der Klamottenverkauf

Essensausgabe

Das Ambiente

Tanzeinlage von meinen Kleinen :)

Die etwas Größeren

Große Verlosung

Mein Projekt WARMI wurde 1982 gegründet und hat dementsprechend dieses Jahr sein 30jähriges Jubiläum, was nach bolivianischer Lebensweise natürlich groß gefeiert werden musste. Also hieß es für mich und meine Kollegen am Sonntag (28.10.) früh aufstehen, um schon um 7:30 Uhr im Projekt zu sein. Da die meisten Bolivianer katholisch sind, ist für sie der Sonntag ein Ruhetag, was bedeutete, dass es für mich etwas schwierig war zum Projekt zu kommen, da die Busfahrer eben sonntags auch ganz gerne mal ausschlafen. Als ich dann ankam, waren die meisten schon dabei, das Essen vorzubereiten. Es gab vier verschiedene traditionelle Gerichte, die die Gäste für 25 Bolis, also ungefähr 3 Euro erwerben konnten. Ich verbrachte die nächsten 3 Stunden mit Tomatenschälen. Das hatte ich noch nie zuvor gemacht und ich habe auch bis heute nicht verstanden, warum den Bolivianern die Tomatenschale nicht schmeckt, aber naja.. Danach kamen dann schon die ersten Gäste, hauptsächlich Familien, deren Kinder in WARMI sind, aber auch Leute aus dem Viertel. Das Essen wurde verkauft, sowie gebrauchte Klamotten und Kuscheltiere, die die Eltern gespendet hatten. Es gab eine kleine Andacht und die Kinder führten verschiedene Tänze vor. Außerdem wurden Geschenkkörbe verlost, die gespendete Lebensmittel enthielten. Gefeiert wurde bis ungefähr halb 4, danach wurde dann das Gröbste aufgeräumt, wie zum Beispiel alle Tische und Stühle von der Straße wieder reinzubringen und dann durfte völlig erschöpft nach Hause gegangen werden. Abgesehen davon, dass ich mir einen ziemlichen Sonnenbrand geholt habe, muss ich sagen, dass es wirklich ein gelungenes Fest war und auch gut angenommen wurde. :)

Freizeit



Ich habe bisher hauptsächlich über meine Arbeit hier geschrieben, aber natürlich habe ich irgendwann auch mal Feierabend oder Wochenende. Am Anfang hatte ich da echt ein bisschen Angst vor, weil ich einfach noch niemanden kannte und ich dann nach der Arbeit eben nur so Dinge wie Wäsche waschen, einkaufen, aufräumen, rumgammeln etc. vorhatte. Diese Dinge mache ich jetzt natürlich auch noch, aber meine Freizeit ist um einiges stressiger geworden. Als Deutsche ist es hier absolut kein Problem Leute kennenzulernen und manchmal habe ich das Gefühl, ich kenne die halbe Disco, aber man muss hier echt vorsichtig sein und zwischen den Leuten differenzieren. Das fiel mir am Anfang ein bisschen schwer, weil die Bolivianer von Natur aus ein wirklich nettes Völkchen sind, aber mittlerweile habe ich mir quasi eine Art „Freundeskreis“ aufgebaut. Ich will jetzt gar nicht lang und breit beschreiben, was ich hier schon alles unternommen habe, aber ich gebe euch mal einen kleinen Einblick. Viel mache ich zum Beispiel mit Shirley. Sie habe ich über die Pfadfinder hier kennengelernt und sie war auch gut mit meiner Vorfreiwilligen befreundet. Sie kommt zwar nie pünktlich, aber sie ist super lieb und ich bin ziemlich froh, dass sie mir Cochabamba ein bisschen näher bringt. Wir waren neulich zum Beispiel mit ihr, ihrem italienischen Freund und einem Engländer im Kino und haben uns auf Englisch mit spanischem Untertitel einen echt schlechten Horrorfilm angeguckt. Ansonsten gehen wir öfter mal essen und natürlich auch feiern. Ein echtes Highlight war aber die „Entrada“ (ein großer Umzug durch die Straßen mit gefühlten 1000 Tänzern) in Tiquipaya (ein etwas ländlicherer Stadtteil von Cochabamba). Eigentlich wollten wir mit Richy dem Engländer zu den Flüssen in Tiquipaya, aber unterwegs sind wir an der Entrada vorbeigekommen und spontan ausgestiegen. Ich hatte so einen Umzug zwar schon in La Paz einmal gesehen, aber diese Masse an Tänzern ist einfach immer wieder überwältigend. Und natürlich hatte ich dieses Mal eine „Einheimische“ dabei, die mir auch die Bedeutung der Tänze und der Kostüme erklären konnte. Zum Beispiel ist hier der Glaube an den Teufel (vor allem in den Bergbaugegenden um Potosi) sehr verbreitet. Dieser wird hier „Tio“, also „Onkel“ genannt. Als Vermittler zwischen Mensch und Teufel gibt es in dem Glauben einen „Oso“, einen Bären. Die Leute, die auf diesen Umzügen die Rolle des Bären übernehmen, tun mir wirklich leid. Bei gefühlten 30 Grad müssen die den ganzen Tag im dicken und flauschigen Bärenkostüm tanzen. Respekt! Aber auch an die anderen Tänzer. Die Mehrheit der Tänzer trinkt während des Tanzens Alkohol, viele kauen Cocablätter. Ohne diese „Energielieferanten“ würden die meisten wohl, aufgrund der anstrengenden Tanzschritte oder der schweren Kostüme und Instrumente, irgendwann umkippen. Ich selbst habe probiert, eine der Kuh-Attrappen der Tänzer, die die Landbevölkerung darstellen, hochzuheben und habe kläglich versagt. Ansonsten gehört zu einer Entrada natürlich auch „Chicha“. Chicha ist ein traditionelles, aus Mais fermentiertes, alkoholisches Getränk, das wohl bereits die Inka tranken. Die einheimischen Frauen stellen es selbst her und es schmeckt so gut wie jedes Mal anders. Beim Chichatrinken muss man beachten, dass man nicht den ganzen Becher leer trinkt, sondern den letzten Schluck auf den Boden kippt. Dieser ist so zu sagen ein Opfer für "Pachamama". Pachamama ist quasi die Mutter Erde und gleichzeitig die wichtigste Gottheit des indigenen Glaubens.
Ansonsten war ich auch schon mit der Klettergruppe eines anderen deutschen Freiwilligen (denn es gibt hier viele, viele deutsche Freiwillige.. ) in Tarata, eine ländliche Gegend außerhalb von Cochabamba, klettern und habe auch hierbei kläglich versagt. Also saß ich die meiste Zeit in der Sonne und habe zugeguckt.



Nichts für Menschen mit Höhenangst ;)

Klettern in Tarata

"Entrada" in Tiquipaya

Richy und ich mit einem "Oso"

Eine verdammt schwere Kuh!!!

Shirley beim Chichatrinken

Chicha für Pachamama

Das Volk aus dem Urwald

Ja, ich wurde zum Tanzen gezwungen ;)

Fragt mich nicht, warum die beiden diese "Opa-Masken" tragen.. Ich hab keine Ahnung!



Den Großteil meiner Wochenenden verbringe ich aber mit Leonie, einer Freiwilligen von meiner Organisation, die aus Hildesheim kommt und auch schon mit mir Sprachkurs in La Paz hatte. Sie arbeitet in einem Internat in einem kleinen Dorf 4 Stunden von Cochabamba entfernt und kommt mich jedes zweite Wochenende (oder auch öfter.. ) besuchen. Sie schläft dann immer bei mir und auch wenn wir natürlich Bolivien kennenlernen sollen und wollen, bin ich doch immer ganz froh, jemanden zu haben, der in der gleichen Situation steckt wie du und der deine Sprache spricht. Wir haben auf jeden Fall immer ziemlich viel Spaß und ich freue mich schon aufs nächste Wochenende, denn Freitag ist Feiertag und wir wollen über das verlängerte Wochenende wegfahren. Einzelheiten folgen! :)

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Alltag in Cochabamba


Spielen




Die Kleinen




Handabdrücke



Das fertige Plakat



Zähneputzen - mehr oder weniger freiwillig ;)




Kreativität




WARMI




Das deutsche Essen :)




Der kleine Altar




Meine Chefin Elena und der "Padre"




Segnung des Wassers




Die Kleinen werden gesegnet




Ich weiß, dass ich das schon mal gesagt habe, aber es ist einfach immer wieder unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Ich bin jetzt schon wieder einen Monat hier in Cochabamba und so langsam ist auch der Alltag eingekehrt. Ich steh morgens so gegen halb acht auf, zieh mich an, geh hoch frühstücken, fahr mit dem Bus zur Arbeit, spiel und bastle mit meinen Kleinen, dann gibt’s Mittagessen und danach Mittagsschlaf, dann gibt’s Tee und dann geht’s auch schon wieder nach Hause. Kein Wunder, dass die Zeit so schnell vergeht. Mittlerweile bin ich auch nicht mehr so einsam. Leonie hat mich schon zweimal besucht, ich hab ein paar neue Freunde gefunden und war auch schon mit den Pfadfindern unterwegs. Und sonst stehen natürlich auch noch die lästigen Dinge wie einkaufen, waschen und aufräumen an. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen eintönig, aber ich fühl mich wirklich wohl hier.
Natürlich gibt es auch mal Ausnahmetage, wie zum Beispiel diese Woche. Diese Woche ist die „Woche der Partnerschaft“, das heißt, es gibt jeden Tag ein Tagesgebet, das sowohl in Bolivien, als auch in Hildesheim gebetet wird, man tauscht sich aus und natürlich gibt es auch einen „Dia de Alemania“ bzw. in Hildesheim einen Bolivientag. Dieser Tag war heute (03.10.). Um den Kindern Deutschland näherzubringen, habe ich in den letzten Tagen einige Plakate erstellt, sowie mit meinen Kleinen ein Plakat mit dem Jubiläumslogo der Partnerschaft und deren Handabdrücken in den Farben Deutschlands und Boliviens gestaltet. Natürlich wurden auch Luftballons aufgehängt und es gab deutsches Essen (mal wieder Frikadellen mit Kartoffelbrei..). Am Nachmittag kam dann ein „Padre“ und es gab eine kleine Andacht, bei der der Partnerschaft gedacht und die Kinder gesegnet wurden.
Meiner Meinung nach war dieser Tag sehr wichtig, um auch den Kindern die Partnerschaft vor Augen zu führen und zu zeigen, dass diese nicht nur ein Wort, sondern auch präsent ist. :)