Mittwoch, 21. November 2012

Ein Wochenende in Tacopaya



Um der Großstadt mal zu entfliehen und um nicht immer meine Freundin Leonie kommen zu lassen, bin ich für 2 Tage (10.-11.11.) nach Tacopaya, wo Leonie in einem Internat arbeitet, gefahren. Tacopaya ist ein winziges Dörfchen, das zwischen Cochabamba und Oruro liegt und abgesehen von dem Internat nur ungefähr 150 Einwohner hat. Da es täglich nur einen Bus dorthin gibt, war ich gezwungen Samstagmorgen um 7 Uhr mehr oder weniger fit (denn jedes Mal gilt es, die Entscheidung zu fällen, ob man ziemlich früh ins Bett geht oder einfach gar nicht schläft.. Ich entschied mich für die zweite Lösung..) am Busterminal zu stehen. Sobald ich im Bus saß, war ich auch schon eingeschlafen, daher war ich umso mehr überwältigt, als ich meine Augen aufmachte. Wir waren mitten im Nirgendwo auf irgendeiner Schotterpiste, aber die Landschaft.. Unglaublich (unten folgen Fotos.. Ich bin nämlich nicht in der Lage diese Weite und diese Schönheit zu beschreiben!)!! Nach 4 Stunden Fahrt waren wir dann endlich da und Leonie stand mit 3 weiteren Begleiterinnen (3 kleine Schülerinnen vom Internat) am Straßenrand, um mich abzuholen. Man muss wissen, dass die Gegend ziemlich bergig ist und sich das Internat leider auf einem Berg befindet, wohingegen das Dorf eher im Tal ist, wo eben auch der Bus hält. Als ich dann nach einem gefühlten 3-Stunden-Marsch oben angekommen war, musste ich erstmal ins Bett! Irgendwann am Nachmittag weckte Leonie mich dann wieder und zeigte mir das ganze Internat, das ungefähr 120 Schüler beherbergt. Nach dem Abendessen und der Abendandacht haben wir noch ein bisschen gequatscht und dann ging es mal wieder ins Bett. Ich wurde wie immer sehr, sehr nett von den Bolivianern aufgenommen, allerdings waren alle schwer fasziniert von meinen Haaren. Färbst du dir die Haare? Oder ist das deine natürliche Haarfarbe? Und warum färbst du dir die Haare? Dazu muss man sagen, dass ich Cochabamba Unmengen an Ausländern rumlaufen und die Kinder bei mir im Projekt auch schon seit vielen Jahren an Freiwillige aus der ganzen Welt gewöhnt sind. In Tacopaya ist das anders. Im Dorf unten wird selbst Leonie, die schon fast 3 Monate da ist, noch angeguckt, als wäre sie ein Geist. In diese einsamen Gegenden verirrt sich niemals ein Tourist und Leonie ist auch erst die dritte Freiwillige dort. Außerdem leben dort quasi nur Einwohner indigener Abstammung, ein Großteil spricht nur Quechua und kein Spanisch und schon die kleinen Mädels laufen in ihren Cholita-Trachten rum. Ich war also mit meinen roten Haaren ein echter Hingucker! ;)



Auf dem Weg nach Tacopaya

Eine kleine Cholita

Das Internat

Leonie auf dem Weg nach unten

Im Dorf

Zwei Cholitas

Die Dorfkirche

Ein typisches Bild in Bolivien

Zwei Kinder spielen im Staub


Am nächsten wollten wir Kekse backen, wofür ich extra Butter und Backpulver aus der Stadt mitgebracht hatte. Nach dem Frühstück liefen wir also mal wieder runter ins Dorf, um Eier zu kaufen und Leonie zeigte mir noch ein bisschen das Dorf und die Umgebung. Oben angekommen, bereiteten wir den Teig vor, um nach dem Mittagessen die Kekse zu backen. Wir waren fest davon ausgegangen, dass ich mit dem Bus um 18 Uhr zurückfahren würde, nur leider sagte uns eine von Leonies Kolleginnen dann, dass der Bus zwischen 14 und 15 Uhr fahren würde und dass wir um 14:30 Uhr runtergehen sollten. So hatten wir leider keine Zeit mehr die Kekse gemeinsam zu backen. Wir gingen also um 14:30 Uhr runter. Unten angekommen wurde uns dann gesagt, dass der Bus leider schon weg wäre, aber eventuell noch einer zwischen 16 und 18 Uhr kommen würde. Super! Wir Deutschen sind zwar ziemlich streng und durchgeplant, aber manchmal haben geregelte Busfahrzeiten doch was Gutes an sich. Da ich ja Montag definitiv wieder arbeiten musste, also auf den nächsten Bus, wenn es denn einen gäbe, angewiesen war, deckten wir uns mit Süßigkeiten ein und warteten. Bis 18 Uhr! Es kam dann auch ein Bus, der nur leider völlig überfüllt war. Also stand ich 4 Stunden lang im Dunkeln im Bus, mit einer Cholita die auf meinen Füßen saß, diversen Ellenbogen in den Rippen und dem permanenten und vor allem penetranten Coca-Geruch um mich rum. War klasse! Ich war noch nie in meinem Leben so froh, als ich endlich gegen 22:30 Uhr in meinem Bett lag. Aber ansonsten war die Reise nach Tacopaya ganz schön! ;)

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