Mittwoch, 21. November 2012

Ein Wochenende in Tacopaya



Um der Großstadt mal zu entfliehen und um nicht immer meine Freundin Leonie kommen zu lassen, bin ich für 2 Tage (10.-11.11.) nach Tacopaya, wo Leonie in einem Internat arbeitet, gefahren. Tacopaya ist ein winziges Dörfchen, das zwischen Cochabamba und Oruro liegt und abgesehen von dem Internat nur ungefähr 150 Einwohner hat. Da es täglich nur einen Bus dorthin gibt, war ich gezwungen Samstagmorgen um 7 Uhr mehr oder weniger fit (denn jedes Mal gilt es, die Entscheidung zu fällen, ob man ziemlich früh ins Bett geht oder einfach gar nicht schläft.. Ich entschied mich für die zweite Lösung..) am Busterminal zu stehen. Sobald ich im Bus saß, war ich auch schon eingeschlafen, daher war ich umso mehr überwältigt, als ich meine Augen aufmachte. Wir waren mitten im Nirgendwo auf irgendeiner Schotterpiste, aber die Landschaft.. Unglaublich (unten folgen Fotos.. Ich bin nämlich nicht in der Lage diese Weite und diese Schönheit zu beschreiben!)!! Nach 4 Stunden Fahrt waren wir dann endlich da und Leonie stand mit 3 weiteren Begleiterinnen (3 kleine Schülerinnen vom Internat) am Straßenrand, um mich abzuholen. Man muss wissen, dass die Gegend ziemlich bergig ist und sich das Internat leider auf einem Berg befindet, wohingegen das Dorf eher im Tal ist, wo eben auch der Bus hält. Als ich dann nach einem gefühlten 3-Stunden-Marsch oben angekommen war, musste ich erstmal ins Bett! Irgendwann am Nachmittag weckte Leonie mich dann wieder und zeigte mir das ganze Internat, das ungefähr 120 Schüler beherbergt. Nach dem Abendessen und der Abendandacht haben wir noch ein bisschen gequatscht und dann ging es mal wieder ins Bett. Ich wurde wie immer sehr, sehr nett von den Bolivianern aufgenommen, allerdings waren alle schwer fasziniert von meinen Haaren. Färbst du dir die Haare? Oder ist das deine natürliche Haarfarbe? Und warum färbst du dir die Haare? Dazu muss man sagen, dass ich Cochabamba Unmengen an Ausländern rumlaufen und die Kinder bei mir im Projekt auch schon seit vielen Jahren an Freiwillige aus der ganzen Welt gewöhnt sind. In Tacopaya ist das anders. Im Dorf unten wird selbst Leonie, die schon fast 3 Monate da ist, noch angeguckt, als wäre sie ein Geist. In diese einsamen Gegenden verirrt sich niemals ein Tourist und Leonie ist auch erst die dritte Freiwillige dort. Außerdem leben dort quasi nur Einwohner indigener Abstammung, ein Großteil spricht nur Quechua und kein Spanisch und schon die kleinen Mädels laufen in ihren Cholita-Trachten rum. Ich war also mit meinen roten Haaren ein echter Hingucker! ;)



Auf dem Weg nach Tacopaya

Eine kleine Cholita

Das Internat

Leonie auf dem Weg nach unten

Im Dorf

Zwei Cholitas

Die Dorfkirche

Ein typisches Bild in Bolivien

Zwei Kinder spielen im Staub


Am nächsten wollten wir Kekse backen, wofür ich extra Butter und Backpulver aus der Stadt mitgebracht hatte. Nach dem Frühstück liefen wir also mal wieder runter ins Dorf, um Eier zu kaufen und Leonie zeigte mir noch ein bisschen das Dorf und die Umgebung. Oben angekommen, bereiteten wir den Teig vor, um nach dem Mittagessen die Kekse zu backen. Wir waren fest davon ausgegangen, dass ich mit dem Bus um 18 Uhr zurückfahren würde, nur leider sagte uns eine von Leonies Kolleginnen dann, dass der Bus zwischen 14 und 15 Uhr fahren würde und dass wir um 14:30 Uhr runtergehen sollten. So hatten wir leider keine Zeit mehr die Kekse gemeinsam zu backen. Wir gingen also um 14:30 Uhr runter. Unten angekommen wurde uns dann gesagt, dass der Bus leider schon weg wäre, aber eventuell noch einer zwischen 16 und 18 Uhr kommen würde. Super! Wir Deutschen sind zwar ziemlich streng und durchgeplant, aber manchmal haben geregelte Busfahrzeiten doch was Gutes an sich. Da ich ja Montag definitiv wieder arbeiten musste, also auf den nächsten Bus, wenn es denn einen gäbe, angewiesen war, deckten wir uns mit Süßigkeiten ein und warteten. Bis 18 Uhr! Es kam dann auch ein Bus, der nur leider völlig überfüllt war. Also stand ich 4 Stunden lang im Dunkeln im Bus, mit einer Cholita die auf meinen Füßen saß, diversen Ellenbogen in den Rippen und dem permanenten und vor allem penetranten Coca-Geruch um mich rum. War klasse! Ich war noch nie in meinem Leben so froh, als ich endlich gegen 22:30 Uhr in meinem Bett lag. Aber ansonsten war die Reise nach Tacopaya ganz schön! ;)

Dienstag, 30. Oktober 2012

Das 30jährige Jubiläum von WARMI - Gran Fiesta!



Schnippelarbeit


Eine Wanne Pommes fritieren bei 30 Grad - Auch schön!

Werbung

Der Klamottenverkauf

Essensausgabe

Das Ambiente

Tanzeinlage von meinen Kleinen :)

Die etwas Größeren

Große Verlosung

Mein Projekt WARMI wurde 1982 gegründet und hat dementsprechend dieses Jahr sein 30jähriges Jubiläum, was nach bolivianischer Lebensweise natürlich groß gefeiert werden musste. Also hieß es für mich und meine Kollegen am Sonntag (28.10.) früh aufstehen, um schon um 7:30 Uhr im Projekt zu sein. Da die meisten Bolivianer katholisch sind, ist für sie der Sonntag ein Ruhetag, was bedeutete, dass es für mich etwas schwierig war zum Projekt zu kommen, da die Busfahrer eben sonntags auch ganz gerne mal ausschlafen. Als ich dann ankam, waren die meisten schon dabei, das Essen vorzubereiten. Es gab vier verschiedene traditionelle Gerichte, die die Gäste für 25 Bolis, also ungefähr 3 Euro erwerben konnten. Ich verbrachte die nächsten 3 Stunden mit Tomatenschälen. Das hatte ich noch nie zuvor gemacht und ich habe auch bis heute nicht verstanden, warum den Bolivianern die Tomatenschale nicht schmeckt, aber naja.. Danach kamen dann schon die ersten Gäste, hauptsächlich Familien, deren Kinder in WARMI sind, aber auch Leute aus dem Viertel. Das Essen wurde verkauft, sowie gebrauchte Klamotten und Kuscheltiere, die die Eltern gespendet hatten. Es gab eine kleine Andacht und die Kinder führten verschiedene Tänze vor. Außerdem wurden Geschenkkörbe verlost, die gespendete Lebensmittel enthielten. Gefeiert wurde bis ungefähr halb 4, danach wurde dann das Gröbste aufgeräumt, wie zum Beispiel alle Tische und Stühle von der Straße wieder reinzubringen und dann durfte völlig erschöpft nach Hause gegangen werden. Abgesehen davon, dass ich mir einen ziemlichen Sonnenbrand geholt habe, muss ich sagen, dass es wirklich ein gelungenes Fest war und auch gut angenommen wurde. :)

Freizeit



Ich habe bisher hauptsächlich über meine Arbeit hier geschrieben, aber natürlich habe ich irgendwann auch mal Feierabend oder Wochenende. Am Anfang hatte ich da echt ein bisschen Angst vor, weil ich einfach noch niemanden kannte und ich dann nach der Arbeit eben nur so Dinge wie Wäsche waschen, einkaufen, aufräumen, rumgammeln etc. vorhatte. Diese Dinge mache ich jetzt natürlich auch noch, aber meine Freizeit ist um einiges stressiger geworden. Als Deutsche ist es hier absolut kein Problem Leute kennenzulernen und manchmal habe ich das Gefühl, ich kenne die halbe Disco, aber man muss hier echt vorsichtig sein und zwischen den Leuten differenzieren. Das fiel mir am Anfang ein bisschen schwer, weil die Bolivianer von Natur aus ein wirklich nettes Völkchen sind, aber mittlerweile habe ich mir quasi eine Art „Freundeskreis“ aufgebaut. Ich will jetzt gar nicht lang und breit beschreiben, was ich hier schon alles unternommen habe, aber ich gebe euch mal einen kleinen Einblick. Viel mache ich zum Beispiel mit Shirley. Sie habe ich über die Pfadfinder hier kennengelernt und sie war auch gut mit meiner Vorfreiwilligen befreundet. Sie kommt zwar nie pünktlich, aber sie ist super lieb und ich bin ziemlich froh, dass sie mir Cochabamba ein bisschen näher bringt. Wir waren neulich zum Beispiel mit ihr, ihrem italienischen Freund und einem Engländer im Kino und haben uns auf Englisch mit spanischem Untertitel einen echt schlechten Horrorfilm angeguckt. Ansonsten gehen wir öfter mal essen und natürlich auch feiern. Ein echtes Highlight war aber die „Entrada“ (ein großer Umzug durch die Straßen mit gefühlten 1000 Tänzern) in Tiquipaya (ein etwas ländlicherer Stadtteil von Cochabamba). Eigentlich wollten wir mit Richy dem Engländer zu den Flüssen in Tiquipaya, aber unterwegs sind wir an der Entrada vorbeigekommen und spontan ausgestiegen. Ich hatte so einen Umzug zwar schon in La Paz einmal gesehen, aber diese Masse an Tänzern ist einfach immer wieder überwältigend. Und natürlich hatte ich dieses Mal eine „Einheimische“ dabei, die mir auch die Bedeutung der Tänze und der Kostüme erklären konnte. Zum Beispiel ist hier der Glaube an den Teufel (vor allem in den Bergbaugegenden um Potosi) sehr verbreitet. Dieser wird hier „Tio“, also „Onkel“ genannt. Als Vermittler zwischen Mensch und Teufel gibt es in dem Glauben einen „Oso“, einen Bären. Die Leute, die auf diesen Umzügen die Rolle des Bären übernehmen, tun mir wirklich leid. Bei gefühlten 30 Grad müssen die den ganzen Tag im dicken und flauschigen Bärenkostüm tanzen. Respekt! Aber auch an die anderen Tänzer. Die Mehrheit der Tänzer trinkt während des Tanzens Alkohol, viele kauen Cocablätter. Ohne diese „Energielieferanten“ würden die meisten wohl, aufgrund der anstrengenden Tanzschritte oder der schweren Kostüme und Instrumente, irgendwann umkippen. Ich selbst habe probiert, eine der Kuh-Attrappen der Tänzer, die die Landbevölkerung darstellen, hochzuheben und habe kläglich versagt. Ansonsten gehört zu einer Entrada natürlich auch „Chicha“. Chicha ist ein traditionelles, aus Mais fermentiertes, alkoholisches Getränk, das wohl bereits die Inka tranken. Die einheimischen Frauen stellen es selbst her und es schmeckt so gut wie jedes Mal anders. Beim Chichatrinken muss man beachten, dass man nicht den ganzen Becher leer trinkt, sondern den letzten Schluck auf den Boden kippt. Dieser ist so zu sagen ein Opfer für "Pachamama". Pachamama ist quasi die Mutter Erde und gleichzeitig die wichtigste Gottheit des indigenen Glaubens.
Ansonsten war ich auch schon mit der Klettergruppe eines anderen deutschen Freiwilligen (denn es gibt hier viele, viele deutsche Freiwillige.. ) in Tarata, eine ländliche Gegend außerhalb von Cochabamba, klettern und habe auch hierbei kläglich versagt. Also saß ich die meiste Zeit in der Sonne und habe zugeguckt.



Nichts für Menschen mit Höhenangst ;)

Klettern in Tarata

"Entrada" in Tiquipaya

Richy und ich mit einem "Oso"

Eine verdammt schwere Kuh!!!

Shirley beim Chichatrinken

Chicha für Pachamama

Das Volk aus dem Urwald

Ja, ich wurde zum Tanzen gezwungen ;)

Fragt mich nicht, warum die beiden diese "Opa-Masken" tragen.. Ich hab keine Ahnung!



Den Großteil meiner Wochenenden verbringe ich aber mit Leonie, einer Freiwilligen von meiner Organisation, die aus Hildesheim kommt und auch schon mit mir Sprachkurs in La Paz hatte. Sie arbeitet in einem Internat in einem kleinen Dorf 4 Stunden von Cochabamba entfernt und kommt mich jedes zweite Wochenende (oder auch öfter.. ) besuchen. Sie schläft dann immer bei mir und auch wenn wir natürlich Bolivien kennenlernen sollen und wollen, bin ich doch immer ganz froh, jemanden zu haben, der in der gleichen Situation steckt wie du und der deine Sprache spricht. Wir haben auf jeden Fall immer ziemlich viel Spaß und ich freue mich schon aufs nächste Wochenende, denn Freitag ist Feiertag und wir wollen über das verlängerte Wochenende wegfahren. Einzelheiten folgen! :)

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Alltag in Cochabamba


Spielen




Die Kleinen




Handabdrücke



Das fertige Plakat



Zähneputzen - mehr oder weniger freiwillig ;)




Kreativität




WARMI




Das deutsche Essen :)




Der kleine Altar




Meine Chefin Elena und der "Padre"




Segnung des Wassers




Die Kleinen werden gesegnet




Ich weiß, dass ich das schon mal gesagt habe, aber es ist einfach immer wieder unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Ich bin jetzt schon wieder einen Monat hier in Cochabamba und so langsam ist auch der Alltag eingekehrt. Ich steh morgens so gegen halb acht auf, zieh mich an, geh hoch frühstücken, fahr mit dem Bus zur Arbeit, spiel und bastle mit meinen Kleinen, dann gibt’s Mittagessen und danach Mittagsschlaf, dann gibt’s Tee und dann geht’s auch schon wieder nach Hause. Kein Wunder, dass die Zeit so schnell vergeht. Mittlerweile bin ich auch nicht mehr so einsam. Leonie hat mich schon zweimal besucht, ich hab ein paar neue Freunde gefunden und war auch schon mit den Pfadfindern unterwegs. Und sonst stehen natürlich auch noch die lästigen Dinge wie einkaufen, waschen und aufräumen an. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen eintönig, aber ich fühl mich wirklich wohl hier.
Natürlich gibt es auch mal Ausnahmetage, wie zum Beispiel diese Woche. Diese Woche ist die „Woche der Partnerschaft“, das heißt, es gibt jeden Tag ein Tagesgebet, das sowohl in Bolivien, als auch in Hildesheim gebetet wird, man tauscht sich aus und natürlich gibt es auch einen „Dia de Alemania“ bzw. in Hildesheim einen Bolivientag. Dieser Tag war heute (03.10.). Um den Kindern Deutschland näherzubringen, habe ich in den letzten Tagen einige Plakate erstellt, sowie mit meinen Kleinen ein Plakat mit dem Jubiläumslogo der Partnerschaft und deren Handabdrücken in den Farben Deutschlands und Boliviens gestaltet. Natürlich wurden auch Luftballons aufgehängt und es gab deutsches Essen (mal wieder Frikadellen mit Kartoffelbrei..). Am Nachmittag kam dann ein „Padre“ und es gab eine kleine Andacht, bei der der Partnerschaft gedacht und die Kinder gesegnet wurden.
Meiner Meinung nach war dieser Tag sehr wichtig, um auch den Kindern die Partnerschaft vor Augen zu führen und zu zeigen, dass diese nicht nur ein Wort, sondern auch präsent ist. :)

Mittwoch, 12. September 2012

Die erste Woche in Cochabamba



Es tut mir leid, dass ich mich jetzt länger nicht mehr gemeldet habe, aber ich musste hier erstmal richtig ankommen und mich ein bisschen einleben. Mittlerweile bin ich jetzt schon eine Woche hier und habe auch schon fünf Tage in meinem Projekt gearbeitet. Aber fangen wir von vorne an:
Letzt Woche Donnerstag bin ich, wie vorhergesagt, mit den beiden anderen gegen sechs Uhr morgens in Cochabamba am Busterminal angekommen. Da mich meine Chefin Elena aber erst gegen elf abholen konnte, habe ich die Zeit mit Leonie und ihrer „Vorfreiwilligen“ verbracht. Als ich dann abgeholt wurde, ging es direkt erstmal zu „WARMI“, weil ich ursprünglich erst nachmittags ankommen sollte und daher mein Zimmer, wo ich wohnen sollte, noch nicht fertig war. Im Projekt durfte ich mir gleich erstmal Arbeit suchen, sodass ich mich an vier bolivianische Mädels gehängt habe, die bei „WARMI“ ihr Sozialpraktikum fürs Studium machen. Nach dem Mittagessen, das bei „WARMI“ immer reichlich ist (ich komme bestimmt mit einigen Kilos mehr wieder, so wie es mir prophezeit wurde..), halfen wir dann den größeren Kindern bei den Hausaufgaben. Das heißt, ich hab es versucht, denn, wie ich schon durch meine Gastgeschwister erfahren hatte, nehmen Kinder beim Sprechen keine Rücksicht auf dich Ausländer und wenn du ihnen dann auch noch ihre Aufgaben erklären musst, wird es ganz schwierig. Danach ging es dann endlich „nach Hause“. Ich wohne in einem Zimmer im Erdgeschoss, das eigentlich ganz schön ist, wenn man von der ziemlich harten Matratze meines Bettes absieht. Es hat sogar einen Spiegel. ;)
Meine Vermieterin Daysi, die mich sehr nett aufgenommen hat, wohnt in der Wohnung über mir. Sie ist bereits an Freiwillige und Studenten gewöhnt, immerhin hat meine „Vorfreiwillige“ auch hier gewohnt und die beiden Zimmer neben mir sind ebenfalls vermietet. Ich darf die Küche in ihrer Wohnung mitbenutzen, wo ich auch jeden Tag frühstücke und zu Abend esse. Außerdem gibt es eine Waschmaschine und, mit einem kleinen monatlichen Aufpreis verbunden, sogar Internet auf dem Zimmer. Welch Luxus!
Am Freitag ging dann mein erster richtiger Arbeitstag los. Um neun Uhr hat mich meine Chefin, die eine Freundin meiner Vermieterin ist, abgeholt und wir sind zusammen mit dem Bus zum Projekt gefahren. Den Tag verbrachte ich dann mit den „pre-escolares“, also mit den Vorschülern (3-5 Jahre). Neben Spielen, Malen und Mittagsschlaf lernen die Kleinen auch schon ein paar Buchstaben. Nach der Arbeit traf ich mich dann mit Elena im Zentrum. Sie zeigte mir ein wenig die Stadt, lud mich auf einen Eiscafe ein und half mir noch ein bisschen mit dem Einkaufen, denn ich muss mir mein Frühstück und mein Abendbrot hier ja täglich selbst machen. Zum Frühstück gab es bis jetzt immer Cornflakes mit Joghurt und zum Abendbrot Brot mit viel Ketchup und Wurst bzw. Käse. Junggesellinnenhaushalt eben! ;)
Das Wochenende war ein bisschen langweilig, immerhin hatte ich hier ja noch keine Freunde. Also war ich die meiste Zeit im Internet oder versuchte die Stadt zu erkunden, wobei ich mich mehrmals (trotz Stadtplans) hoffnungslos verlief.
Seit Montag bin ich jetzt der Gruppe der ganz Kleinen (1-3 Jahre) zugeteilt. In dieser Gruppe arbeitet ebenfalls eine Freiwillige, die aber am Montag zurück nach Belgien fliegt, und deren Nachfolgerin ich sein werde, zumindest für den ersten Monat. In diesem Monat soll ich mich ein bisschen an die Arbeit in der Hauptstelle von „WARMI“ gewöhnen und danach wird geschaut, wo am meisten Hilfe benötigt wird, hier oder in der Außenstelle. Die Kleinen sind super niedlich, auch wenn ich mich wirklich noch ein bisschen an sie gewöhnen muss. Mit so kleinen Kindern habe ich nämlich noch überhaupt keine Erfahrung und die Hauptaufgaben bestehen darin, sie zu füttern, mit ihnen aufs Klo zu gehen, ihnen ihre Näschen zu putzen und dann mit ihnen Mittagsschlaf zu machen. Aber die Arbeit gefällt mir bis jetzt ganz gut. Das liegt aber wahrscheinlich auch ein bisschen an der belgischen Freiwilligen, die mich ganz gut in die Arbeit eingeführt hat und auch in unserer Freizeit mal was mit mir unternimmt. Am Wochenende sind wir mit ihren bolivianischen Freunden verabredet, sodass ich auch nach ihrer Abreise ein bisschen Anschluss habe. Das ist ganz gut, denn die ersten Tage war ich wirklich ein wenig einsam.



                                           Mein neues Zuhause



                                                    Mein Zimmer



                                                          WARMI



                                                      Der Innenhof



                                                     Meine Kleinen



                                                   Schlafenszeit



                                                       Mein Bus



       Fertig für die Parade anlässlich des Feiertages von Cochabamba (14.09.)



                                                Ich mit den Kleinen



Naja.. Bis jetzt geht es mir ziemlich gut hier und ich bin mir sicher, dass das nur noch besser wird! :)

Mittwoch, 5. September 2012

Abschied & die letzte Woche in La Paz (04.09.)


Es ist das erste Mal, dass ich mich ein bisschen traurig fühle, aber morgen heißt es für mich Kofferpacken und Abschiednehmen; von La Paz, meiner Gastfamilie, den anderen Freiwilligen und all dem mittlerweile so Vertrauten. Nicht, dass ich mich nicht auf mein Projekt, die Arbeit und die neuen Leute freuen würde, aber ich hatte hier eine wirklich schöne Zeit, die leider viel zu schnell zu Ende gegangen ist, und vor mir steht ein etwas beängstigender Neuanfang; alleine, in einer neuen Stadt, ohne die vertrauten Freunde.
Um die letzte, uns noch verbliebene Zeit zu nutzen, haben wir in den letzten Tagen noch einige schöne Dinge unternommen. Letzten Donnerstag zum Beispiel waren wir in El Alto, der direkt an La Paz angrenzenden Stadt, in der sich auch der Flughafen befindet, auf dem angeblich größten Markt Südamerikas. Dort bekommt man von Autotüren über Haustiere bis zu Kleidung und Schuhen alles. Uns Deutsche faszinierten natürlich am meisten die tiefen Preise für Markenklamotten und -schuhe, die entweder wirklich echt oder einfach nur gut gefälscht sind (so genau weiß es keiner..). Vor allem wir Mädchen ließen einiges an Geld auf dem Markt und mussten unsere Errungenschaften später natürlich in einem Cafe zurück in La Paz großflächig ausbreiten und begutachten. Am Freitagabend mussten die neuen Sachen natürlich ausgeführt und auf „Discotauglichkeit“ getestet werden. Mit gefühlten 20 Bolivianern (den Freunden eines Gastbruders) ging es also auf die Piste und es wurde auch ein wirklich schöner Abend. Um halb zwei ging es dann aber schon nach Hause, denn am nächsten Tag stand „Tiwanaku“ auf dem Programm. „Tiwanaku“ gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten der Inka in ganz Südamerika. Nachdem wir Touris den teuren „Touri-Eintrittspreis“ bezahlt hatten, machten wir uns auf den Weg über das weitläufige Gelände und sahen uns die Überreste der damaligen Kultur an. Leider konnten wir uns nach den Eintrittspreisen keinen Führer mehr leisten und hatten zudem alle unsere Reiseführer zu Hause vergessen, sodass wir bei den meisten der Steine dort raten mussten, was dieser einmal dargestellt haben sollte. Zurück in La Paz ging es für mich direkt in den Supermarkt, um die Zutaten für den nächsten Tag einzukaufen, denn ich hatte meiner Gastfamilie versprochen, etwas Typisches für meine Region zu kochen. Da Hannover oder auch Niedersachsen etwas kompliziert in Sachen „Typisches Essen“ ist, habe ich dann Frikadellen mit selbstgemachtem Kartoffelbrei und Gemüse gemacht, weil das zumindest typisch für meine Familie ist. Das Kochen hat soweit gut geklappt und die Frikadellen müssen wohl auch geschmeckt haben, immerhin hat Lea, die eigentlich Vegetarierin ist, fünf davon verdrückt. Lea ist eine Freiwillige aus Trier, die ich auch schon vom Vorbereitungsseminar kenne und die eigentlich in ein Projekt in Indien gehen sollte, das ihr aber kurzfristig abgesagt hat und jetzt ist sie seit circa einer Woche auch in meiner Gastfamilie hier in La Paz. Am Montag war dann der letzte Tag des Sprachkurses und vorhin haben wir Paula zum Flughafen gebracht, weil sie heute schon in ihr Projekt geflogen ist. So langsam merkt man, dass es aufs Ende zugeht und die Gruppe fängt an, sich aufzulösen. Und das ist schon ein bisschen traurig.



                    Pizzamachen bei mir zu Hause mit den anderen Freiwilligen



                                                    "Tiwanaku"



                                             Leonie, Paula und ich



                                             Ich vor einem "Monolito"



                    2 bolivianische Maedchen, die Souvenirs an Touristen verkaufen



                                   Wir vor dem beruehmten "Sonnentor"



                                                   Ein "Monolito"



                                         Kochen mit meiner Gastmama



                                                  Meine Frikadellen :)



                                                    Der Innenhof



                                     Das Auto von meinem Gastpapa



                        La Paz bei Nacht - Ausblick von unserer Dachterrasse



                                        Meine Gastfamilie und ich


Ich werde morgen mit zwei anderen Freiwilligen gegen 23 Uhr mit der „Flota“ (großer Nachtreisebus) aus La Paz nach Cochabamba fahren. Nach sieben Stunden werden wir dann ankommen und ich dann hoffentlich irgendwann abgeholt werden. Dann habe ich den Donnerstag zum Ausruhen und Einleben, am Freitag wird mir das Projekt gezeigt und am Montag geht’s dann los mit der Arbeit. Das nächste Mal melde ich mich dann aus Cochabamba mit ersten Einzelheiten aus dem Projekt. :)